Wenn Tech-giganten Stürzen - Ist das unvorstellbare denkbar?

Dass die generative KI unsere Arbeit revolutionieren wird, wurde ausgiebig diskutiert.

Doch kann sie grosse Tech-Giganten stürzen?

Google gilt als Vorzeigeunternehmen.

Das Unternehmen wurde vor 25 Jahren gegründet und ist heute weltberühmt. Sie und ich und “googlen” täglich. Kein Konkurrent konnte diesen Tech-Giganten bisher vom Thron stossen.


Aber: Google erzielt 85% des Umsatzes mit ihrem ersten Produkt von damals. Kein anderes Produkt trägt wesentlich zum Umsatz bei. In den letzten 25 Jahren konnte Google kaum diversifizieren. Gescheiterte Projekte sind im Google Graveyard zu bewundern.

Was fühlen sie jetzt?

Bewundern Sie dieses Unternehmen, das sich eine uneinholbare Marktdominanz verdient hat und unangreifbar ist? Oder zweifeln sie am Unternehmen, das nie grundlegend diversifizieren konnte und sich naiv auf ihre Marktmacht der Vergangenheit verlässt?

Ist Google zukunftsfähig oder wird Google untergehen?

 

Die Welt als Liste

Die Google-Gründer Sergei Brin und Larry Page hatten 1998 die Vision, alles Wissen der Welt für alle zugänglich machen. Sie organisierten das Wissen in langen Listen von Links und verdienen ihr Geld damit, zusätzliche Links in dieser Liste zu verkaufen. Bis heute. Seit 25 Jahren.

Zurück in die Zukunft. Am 23. Januar 2023 bestätigt Microsoft ihr „multiyear and multibillion investment“ in OpenAI. Nur zwei Wochen später wollen sie mit uns „share some progress on a few exciting projects“ und zeigen uns ChatGPT.


ChatGPT von Microsoft ist eine künstliche Intelligenz, die mit unheimlicher Präzision komplexe Fragen beantwortet und die User von der Geschäftsanalyse bis zur kreativen Problemlösung unterstützt. Mit ChatGPT spricht man wie mit einem Menschen.

Internet funktioniert jetzt so: Statt nach groben Keywords zu suchen holen wir uns präzise Antworten zu präzisen Fragen.


Mit ChatGPT hat Microsoft die Welt im Sturm erobert. Wissen wird nicht mehr in Listen gesucht, sondern in Gesprächen entdeckt.  Die Suche nach dem passenden Handy-Abo führt nicht mehr zu Vergleichsdiensten (die wieder Listen erstellen), sondern zum Beratungsgespräch mit der künstlichen Intelligenz. Egal ob wir Originalrezepte des Ragu’ alla Bolognese vergleichen oder Einschlaftipps wollen, statt Weblinks erhalten wir massgeschneiderte Antworten.

 

Befehle geben

Microsoft’s ChatGPT bedeutet das Ende der Suchmaschine, wie wir sie heute kennen. Denn das Geschäftsmodell der Zukunft ist nicht die Suche, sondern die Antwort. Und das ist die eigentliche Revolution. Statt „keyword searches“ einzutippen vergeben wir „conversational tasks“.

Was sind Conversational Tasks?


Conversational Tasks sind vollständig formulierte Aufgaben, die wir die künstliche Intelligenz erledigen lassen. Anstelle von „restaurants paris chic vegan“ befehlen wir einfach: «Ich bin mit Geschäftspartnern in Paris. Gib mir drei chice Restaurants im Montmartre. Ein Geschäftspartner ist vegan. Ich will aber Austern essen.»

Conversational Tasks erweitern die Suche nach Wissen in die Möglichkeit, unendlich unterschiedliche Aufgaben erledigen zu lassen.

Wir suchen nicht, wir lassen erledigen. 


Google konterte mit Google Bard. Google Bard kann mehr als Microsoft’s ChatGPT und die Konversationen mit Bard sind genauso beeindruckend. Doch Google’s Präsentation hat brutal offenbart, was Bard fehlt. Nämlich die Einbindung in ein zusammenhängendes Ökosystem wie Microsoft 365.

Ganz logisch also, hat Microsoft ChatGPT als Erstes ins Office-Paket integriert. ChatGPT gestaltet Präsentationen, prüft Texte auf Struktur und Vollständigkeit, chattet mit Kunden, analysiert Daten, moderiert Meetings und übernimmt das Projektmanagement. ChatGPT gibt Tipps für das Bewerbungsgespräch oder das erste Date. ChatGPT erklärt mir die Welt und sortiert sie.

Zusammen im Ring

Warum kann Microsoft damit Geld verdienen und Google nicht? Conversational tasks für Microsoft ein zusätzliches Produktmerkmal sind, das kosten darf. Für Google hingegen ein Feature das nichts kosten darf. Weil Google immer gratis ist.

Es kommt noch schlimmer. Wer ganze Aufgaben diktieren kann statt Keywords zu tippen, braucht keine Tastatur. Und wer keine Tastatur hat, braucht keinen Bildschirm. Und wer keinen Bildschirm hat, sieht auch keine Werbelinks. Eine Welt ohne Links ist eine Welt ohne Google. Auch Eric Schmidt, Google’s Ex-Kult-CEO sagt, dass Microsoft zur ersten sichtbaren Gefahr für Google’s Dominanz in der Websuche ist.

Wie konnte es so weit kommen?

Microsoft hat in den letzten Jahren eine risikofreudige Investitionskultur entwickelt und Innovationen vorangetrieben. Google hingegen hat sich auf die Dominanz und die Monopolisierung seiner Dienste konzentriert. Das hat gut funktioniert, Microsoft und Google waren kaum Konkurrenten, ihre Use-Cases und Geschäftsmodelle sind sehr unterschiedlich. Jetzt aber stehen sie zusammen im Ring.

Um zu überleben, muss Google neue Einkommensquellen finden.


Google muss Premium-Dienste einführen und sich diversifizieren - all das, was ihnen bisher nicht gelungen ist. Bei Conversational Tasks muss Google alles aufs Spiel setzen. Microsoft hingegen hat nichts zu verlieren.

Ist Google zukunftsfähig?

Am 7. Februar 2023, am Tag, der alles verändert hat, sagte Microsoft’s CEO Satya Nadella: „most importantly we wanna have a lot of fun innovating again in search.“

Nach 25 Jahren ist ja auch mal Zeit.

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